Am Freitagabend, den 5. April trafen sich Engagierte und Interessierte in das Haus der Familie zur Veranstaltung „Faktencheck: Allgemeine Information zur Flüchtlingssituation in Bonn/Bad Godesberg“. Die Veranstaltung basierte auf einer Kooperation des Runden Tisches Flüchtlingshilfe Bad Godesberg mit dem Bonner Institut für Migrationsforschung (BIM e.V.) und ihrem Projekt „Méllon-Polis – Zukunft der Gemeinschaft“. Der Faktencheck ist eingebettet in die Veranstaltungsreihe der Flüchtlings- und Integrationsarbeit Bad Godesberg.
Die Referentin, Elena Kaufmann, berät Geflüchtete und Asylsuchende in aufenthaltsrechtlichen Angelegenheiten beim Kölner Flüchtlingsrat e.V. in Bonn und gab den Teilnehmenden einen Überblick über Zahlen und Fakten der Fluchtbewegungen weltweit sowie über die aktuelle Situation in Bonn, Bad Godesberg. Auch wurden das Asylverfahren sowie die unterschiedlichen Schutzformen und die damit einhergehenden Rechte und Pflichten vorgestellt und beispielhaft erläutert. Der Workshop hat allen Teilnehmer*innen verdeutlicht, wie mühsam und zehrend Asylverfahren und wie hoch die Schwellen für Asylsuchende und Geflüchtete sind bis zur Zuweisung an eine Kommune. Das tatsächliche Ankommen in der Gesellschaft hängt von vielen rechtlichen und sozialen Faktoren ab. Trotz enormer Anstrengungen vieler geflüchteter Menschen sind die Wege in den Beruf, die Ausbildung, in die eigene Wohnung und schließlich in eine sichere Zukunft mit zahlreichen Stolpersteinen verbunden. Während sich gesetzliche Rahmenbedingungen für Asylbewerber*innen und geflüchtete Menschen verschärfen, bleiben viele Ehrenamtliche und Hauptamtliche dabei den betroffenen Menschen Mut zu machen und ihnen Brücken zur gesellschaftlichen Teilhabe zu bauen. Während 2015/2016 noch Erst- und Notversorgung im Vordergrund stand, zählen nun der angespannte Wohnungsmarkt, der Berufseinstieg, die Ausbildung, insbesondere die erschwerte Situation vieler junger Geflüchteter, psychische Erkrankungen, der angespannte Familiennachzug und asyl- und ausländerrechtliche Verschärfungen zu den Haupt-Herausforderungen der Menschen, die angekommen sind.
Der Kölner Flüchtlingsrat e.V berät Menschen im Asylverfahren, ohne Papiere und nach negativ abgeschlossenem Asylverfahren. Er unterstützt bei der Wohnungssuche in Köln und der Arbeits- und Ausbildungssuche in Bonn. Er leistet politische Aufklärungsarbeit und schützt Schutzsuchende vor Diskriminierung.
Kontakt:
Kölner Flüchtlingsrat e.V.
Beratungsstelle Bonn
Theaterplatz 3, 53177 Bonn
Telefax: 0228/ 61 95 91 93
Mobil: 0170/4317198
kaufmann@koelner-fluechtlingsrat.de
Aktuelle asyl- und ausländerrechtliche Zahlen und Fakten
Während weltweit 68,5 Millionen auf der Flucht sind (Binnenvertriebene und Menschen unter UNHCR Mandat) suchen 3,1 Millionen Menschen Asyl. 57% der Flüchtlinge weltweit kommen aus den Ländern Südsudan, Afghanistan und Syrien. Hauptaufnahmeländer sind Äthiopien, Iran, Uganda, Libanon, Pakistan und die Türkei. Während sich unter drei Einwohnern im Libanon durchschnittlich ein Flüchtling befindet, kommt in Deutschland eine geflüchtete Person auf durchschnittlich 80 Einwohner. Derzeit werden wieder mehr Asylanträge in Deutschland gestellt als im Vorjahr. Im Januar 2019 wurden beim Bundesamt für Migration und Flüchtlinge insgesamt 17.051 Asylanträge gestellt. Damit ist die Zahl der Asylanträge gegenüber dem Vorjahresmonat um 1.974 (13,1 Prozent) gestiegen. Im Vergleich zum Vormonat stieg die Anzahl an Asylanträgen um 6.490 (61,5 Prozent). Menschen aus Syrien stellen weiterhin die meisten Anträge. Eine hohe Steigerung liegt bei den Anträgen von Menschen aus Nigeria, mittlerweile am dritthäufigsten. Und an fünfter Position sind Anträge von Menschen, die aus der Türkei geflohen sind. 4.439 Personen erhielten die Rechtsstellung eines Flüchtlings nach der Genfer Flüchtlingskonvention (22,3 Prozent aller Asylentscheidungen), 2.390 Personen (12,0 Prozent) subsidiären Schutz und 651 Personen (3,3 Prozent) Abschiebungsschutz. Abgelehnt wurden die Anträge von 6.486 Personen (32,5 Prozent). Abschließend bearbeitet (z. B. durch Dublin-Verfahren oder Verfahrenseinstellungen wegen Rücknahme des Asylantrages) wurden die Anträge von 5.955 Personen (29,9 Prozent).
In 2018 wurden 376 Asylbewerber*innen nach Bonn zugewiesen (2017:434). Zum März 2019 leben in Bonn 1398 Asylbewerber*innen (Personen, zu deren Asylantrag das BAMF noch nicht den Verfahrensabschluss mitgeteilt hat). Darunter befinden sich ca. 500 Personen, die eine Aufenthaltserlaubnis besitzen (in einer Aufstockungsklage). Hauptherkunftsstaaten der Asylbewerber*innen in Bonn sind Syrien (39%), Irak (13%) und Afghanistan (12%). Die Erfüllungsquote in der landesweiten Verteilung der Asylbewerber*innen lag zum 24. März 2019 für Bonn bei 124,41%. Zum 28. Februar 2019 waren in Bonn 510 Personen mit einer Duldung erfasst. Aktuell leben in Bonn Menschen mit folgenden Aufenthaltstiteln:
Asyl: 161 Titel
GFK-Flüchtlinge: 4348 Titel
Subsidiärer Schutz: 1323 Titel
Abschiebungsverbote: 470 Titel
Mit Stand vom Februar 2019 wurden insgesamt 400 Aufenthaltstitel zum Familiennachzug erteilt.
In diesen Zahlen jedoch nicht erfasst sind die Menschen, die in Bonn in den Landesunterkünften leben (ca. 500 Menschen)